Über

Die stolze Statusmeldung der ehemaligen Schulkameradin verrät die Geburt des Nachwuchses, der Kollege macht mit Urlaubsfotos neidisch und die Planung für das nächste Familientreffen läuft auch über Facebook. Eins ist klar: Soziale Netzwerke sind ganz schön nützlich und sogar kostenlos – aber nicht umsonst! Denn auch Facebook verdient Geld. Wer nichts bezahlt wird dabei selbst zur Ware. Wer mit wem wie in Kontakt steht, interessiert besonders die Werbeindustrie.

Telefonnummern, E-Mailadressen und Anschriften werden haufenweise gespeichert – selbst von denen, die nicht angemeldet sind. Für die hochgeladenen Fotos lässt sich Facebook umfangreiche Nutzungsrechte einräumen. Am Ende landet alles auf den zentralen Servern, gehortet für die Ewigkeit. Denn einen Account und seine Daten zu löschen ist unmöglich, nur eine temporäre Abmeldung wird angeboten. Im April dieses Jahres verlieh der FoeBuD (jetzt digitalcourage) daher einen BigBrotherAward an Facebook. Nun wollen wir Facebook den Rücken kehren.

Da soziale Netzwerke ungemein praktisch sind, sind wir auf der Suche nach einer Alternative: datenschutzkonform und dezentral organisiert. Dezentrale Server bedeuten, dass sich keine unendlichen Datenbanken ansammeln. So werden viele kleine Server miteinander verbunden, um sich auszutauschen. Jeder kann mitmachen und seinen eigenen Server zur Verfügung stellen.

Vielleicht lässt es sich sogar ganz vermeiden, von Servern abzuhängen, damit unsere Daten nicht irgendwo herumliegen. Offene Schnittstellen und Freie Software sollen ermöglichen, dass NutzerInnen nicht an eine Plattform gebunden sind, sondern auch darüber hinaus mit anderen Menschen in Kontakt stehen können.

Viele datenschutzbewußte Menschen lösen für sich das Dilemma, indem sie auf diese Dienste verzichten. Diese Strategie ist erst einmal vielversprechend, doch wir beobachten, dass sie sich nicht durchsetzen wird. Da wir in zentralisierten sozialen Netzwerken eine Gefahr für die Demokratie und unsere Gemeinschaft sehen, möchten wir es nicht bei der Empfehlung zum Verzicht belassen.

Wir wollen ein soziales Netzwerk, das den Titel “sozial” auch verdient hat. Wir wollen einen sozialen Schwarm! Das wollen wir gemeinsam mit anderen Menschen und Organisationen planen und umsetzen. Wir möchten gemeinsam Kriterien aufstellen, wie “unser” Netzwerk gestaltet werden kann. Wir möchten mögliche Projekte untersuchen und ggf. weiter entwickeln. Bisher im Gespräch sind zum Beispiel Friendika und Diaspora. Als Abschluß, wenn wir mit den Vorbereitungen fertig sind, planen wir eine große Wechselaktion. Vorbilder sind die “Suicide Machine” und der “Quit Facebook Day” – diesmal aber auf eine neue Plattform, die dann gleich gemeinsam genutzt werden kann.

Dazu brauchen wir Eure Hilfe! Da es eine internationale Bündnisaktion sein soll, brauchen wir zunächst einmal ein Bündnis. Dieses findet sich auf unseren Mailinglisten, im Wiki und im Liquid Feedback.